Sonntag, 23. Dezember 2012

Eigentlich | Rauhnächte | Lebensinventur

Eigentlich wollte ich ja einen schönen Post über Yule für euch schreiben. Ich wollte auch ein größeres Fest daraus machen, mit Feuer, Tanz und Honigwein.

Leider ist mir mein Immunsystem dazwischengekommen. Ich hab mich total erkältet und habe somit die letzten beiden Tage damit zugebracht, am Esstisch meiner Eltern zu sitzen und düstere Prognosen über den Ausgang der Apokalypse ("Wahrscheinlich geht das Internet dann wieder ewig nicht!") oder Definitionen der von meiner Mutter verordneten Naturheilmittel ("Propolis schmeckt nach dem Schmerz von zehntausend erschlagenen Bienen!") abzugeben.
Ja, ich denke, meine Familie hat immer viel Spaß mit mir.

Yule selbst wurde dann natürlich kein großes Fest. Ich habe heißen Tee mit Honig getrunken, mich zu Trommelmusik wohlgefühlt und rote Kerzen angezündet. Dabei habe ich darüber nachgedacht, was gut war im letzten Jahr, was schlecht war, was ich behalten werde und was ich nicht mehr haben will. Davon erzähle ich euch später mehr, aber zuerst will ich ein bisschen über eines meiner Spezialthemen schreiben:

Die Rauhnächte. Oder beziehungsweise, wie die "Zwölf Nächte", wie sie in meiner Familie genannt werden; und wie sie bei mir zuhause begangen werden. Damit hier zumindest ein bisschen Mythenkontext herrscht.

Ich muss vorausschicken, dass ich keinen volkskundlichen Anspruch erhebe. Ich berichte ausschließlich von meinen persönlichen Erfahrungen bei mir zuhause. Was ich hier wiedergebe, sind nicht zwangsläufig anerkannte Forschungsergebnisse.

Die Rauhnächte sind die Nächte von Heiligabend, also ab morgen Abend, bis zum Dreikönigstag.
Auf Wikipedia finden sich auch noch andere Datumsvorschläge.
Man muss in dieser Zeit sehr aufpassen, was man tut oder nicht tut, weil alles bedeutsam ist und Folgen hat.

Was man in den Zwölf Nächten nicht tun darf:
- Nägel kürzen
- Haare schneiden
... sonst stirbt man im kommenden Jahr.
- Betten frisch beziehen
- Wäsche waschen
... sonst wird man schwer krank.

Soweit zur Rolle der Angst in der Erziehung meiner Person.

Was ich allerdings liebe an den Zwölf Nächten, ist der hellsichtige Aspekt:
Jede Nacht steht für einen Monat des kommenden Jahres. Was man in den Nächten träumt, wird wahr; an Wegkreuzungen kann man aus Licht und Natur Hinweise für das Jahr erhalten; und die Tiere können sprechen, allerdings nur mit den Toten des kommenden Jahres.

Der Glaube an die Rauhnächte geht auf den germanischen Glauben an Odins wilde Jagd zurück, der die Winterstürme, die in dieser Zeit häufig auftreten, erklärt. Hexen, Geister und Dämonen wandeln unter den Menschen, die Türen zu dem, was die einen Anderwelt und die anderen Jenseits nennen, sind nur angelehnt.

Ich liebe diese Zeit. Ich gehe hellhörig durch das Land und nehme die Schwinungen wahr. Und ich habe das starke Bedürfnis, Dinge zu sichern, zu regeln, und auch das passt gut zu den Rauhnächten: Jetzt muss man dafür sorgen, dass das Leben - innen und außen - aufgeräumt ist.

Genau wie Livh habe ich mein Jahr vor mich hingelegt und betrachtet - das bringt diese Zeit wohl mit sich. Das Ergebnis meiner Lebensinventur: 2012 war nicht schlecht.
Ich habe neue Freunde gefunden, obwohl das zunächst kaum naheliegend schien, aber ich will sie nicht missen.
Meine engsten Freunde sind meine engsten Freunde geblieben, wofür ich sehr sehr dankbar bin. Livh und J. - danke, dass ihr meine Freunde seid. Ihr seid das Beste.

Mein wichtigster zwischenmenschlicher Schritt war die Aussöhnung mit jemandem von ganz früher. Dass das geklappt hat, hat mich unsagbar befreit.

Ich habe einen Partner verloren und einen Partner gewonnen.

Mit Schwierigkeiten arrangiere ich mich inzwischen besser - ich bin selbstsicher genug, mich nicht für alles verantwortlich zu fühlen. Gut, das klappt beileibe nicht immer, aber solange die Tendenz stimmt...

Ich arbeite an meinem Abschluss, und grade sieht es gut aus *klopf auf Holz*, drückt mir die Daumen, dass es so weitergeht. Ich bin hochmotiviert und energiegeladen.

Mein Fazit zu 2012 ist, dass es ein anstrengendes, aufregendes Jahr war, das mir nichts geschenkt hat. Aber genau dafür bin ich dankbar: wenn ich mich nicht hätte beweisen und durchkämpfen müssen, wüsste ich heute nicht, was so in mir steckt.

Aber ich räume auch auf. Schmeiße jemandem aus meinem Leben, der nur Energie aufsaugt und schlecht gelaunt ist, Nahrungsmittelintoleranzen nach den Träumen der letzten Nacht erfindet und sich noch nicht einmal anständig verhält, sondern lügt und feige ist.
Brauche ich so jemanden? Ich denke nicht.
Und ihr auch nicht.

Wenn ihr auch nicht an den Zauberkram glaubt, sind die Zwölf Nächte trotzdem ein guter Zeitpunkt, um mit Energievampiren und Dramaqueens abzuschließen.

Ich stimme Livh zu: 2012 war gut, 2013 wird besser. Es wird das Jahr, in dem wir Dinge in die Hand nehmen und für uns einstehen.
Ich freue mich drauf, das zu erleben und es mit euch zu teilen.

Kiki

2 Kommentare:

  1. Hey!
    Das mit den zwölf Nächsten kenne ich auch, meine Oma ist total abergläubig in mancher Hinsicht und deswegen hieß es auch bis heute bei mir Wäsche waschen bis zum Umfallen;-)

    Frohe Weihnachten euch beiden;-)

    Nicole von augustmond.blogspot.de

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  2. Ein sehr schöner Beitrag, liebe Kiki.
    Und ich musste so dermaßen schmunzeln, dass auch du dieses "Nicht-Waschen zwischen Weihnachten und Neujahr (bzw. noch länger)" kennst. Ich kenn' das auch - und war in meinem Alter immer die Einzige, die komisch beäugt wurde. Ich wusste aber nicht, dass man sich dann auch nicht Nägel oder Haare schneiden darf, geschweige denn, wie diese Tage heißen. Meine Oma macht das so, meine Mutter auch und ich ... ich irgendwie auch. Abergläubisch bin ich eigentlich nicht, trotzdem ist mir unwohl, wenn ich doch wasche.

    Ich wünsche dir für das Jahr 2013 weiterhin so viel Kämpfergeist, neue Erkenntnisse - die dich mehr zu dir führen, und von Herzen Glück und Gesundheit.

    Danke, dass du uns an deiner Lebensinventur teilhaben lässt.

    Ich wünsche dir nun frohe Weihnachten mit wunderbar besinnlichen Momenten - und wenig Studiumspräsenz. Lass' es dir schön gut gehen!

    Alles Liebe <3

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